Ganz merkwürdige Gänsegeschichte….

Graugansmütter mit Kanadaganshybriden

Seit Jahren halten wir Gänse, Hühner und Enten, nicht zum Essen, sondern aus Spaß am Zusehen und wegen der Hühnereier. Aber auch Hausgeflügel lebt gefährlich, ganz ohne Kochtopf: Mal war es der Fuchs, der sich eine Gans holte und dabei ein Blutbad anrichtete. Der Habicht schlug auch regelmäßig zu und holte sich dann und wann ein Hühnchen. Die letzten bunten Enten, die frei fliegen konnten, wurden hinter dem Haus von Jägern erschossen, die mit ihren Jagdhunden an einer Kuhle des Apportieren übten.

Vor einigen Jahren wurden bei uns eine Mischung aus Kanadagans- und Graugansküken geboren, die bald mit ihren Graugansmüttern ihre Runden über Holtgast drehten und abends immer wieder laut rufend zurück kamen, ein Schauspiel. Unsere Gänseschar lockte weitere wildlebende Kandagänse als kurzzeitige Besucher an, die mit Vogelringen der Vogelwarte Helgoland beringt waren.

Wildlebende Kanadagänse, beringt, zu Besuch. – Foto: Manfred Knake

Irgendwann im Herbst war unsere Gänsetruppe dann verschwunden und mit anderen wildlebenden Gänsen fortgezogen. Nur Igor, ebenfalls halb Graugans, halb Kanadagans, kam nach einem Jahr zurück und starb kurz darauf auf unserem Hausteich, vermutlich an einer mitgebrachten Schussverletzung.

Nun blieben nur noch zwei Kanadagans-Hybriden zurück, deren Schwungfedern beschnitten waren und die deshalb nicht fliegen konnten: Charlie und Timmy; letztere stellte sich als weibliche Gans heraus. Die beiden Gänse entwickelten eine enge Zuneigung zueinander und waren bald verpaart. Eines Tages war Timmy spurlos verschwunden, und Charlie suchte seine Partnerin. Aufgeregt lief er immer wieder laut rufend an einer bestimmten Stelle des Zaunes entlang.Tage später kam die unverwechselbare Antwort von Timmy, aus der Nachbarschaft. Und tatsächlich, dort lief Timmy in einem Gehege hinter einem Zaun herum. Die schriftliche Bitte um umgehende Rückführung des Vogels auf den heimischen Hof blieb unbeantwortet, so sorgte ein freundlicher Polizist dafür, dass die „ausgeliehene“ Gans (Goosenapping?) wieder nach Hause kam.

In diesem Frühjahr begann Timmy mit einer Brut direkt am Zaun ausgerechnet hoch oben auf dem Komposthaufen. Bei Annäherung machte sie sich auf dem Nest ganz flach und zischte. Aber eines Tages im Mai war Timmy verschwunden, das Nest war leer. Es fanden sich jedoch keine Kampfspuren mit einem Fuchs, keine Federn, kein Blut, sie war einfach weg; ihr Verschwinden bleibt ein Rätsel, Ganz merkwürdig! Nun musste sich Ganter Charly notgedrungen mit der sonst ungeliebten weißen Hausgans anfreunden, die er vorher noch vehement weggebissen hatte. So endete die Geschichte einer Graugans- Kanadagansfamilie, die in Holtgast aufgewachsen war.

Nachtrag: Monate später fand ich an einem Weg im nahegelegenen Wald ein vollständiges Gänseskelett, Timmys Skelett?

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