Esens: Gründung einer „Energiegesellschaft“ – Avanti Dilettanti zum Zwoten

Foto: Pixabay (lizenzfrei)

Am 23. März 2023 berichtete ich hier über die beabsichtigte Gründung einer Energiegesellschaft auf Samtgemeindeebene: „Avanti Dilettanti: Energiegesellschaft für Solar- und Windkraftwerke in Esens“ . Das wurde aktuell in die Tat umgesetzt, es ist vollbracht, sogar „feierlich“, obwohl es für die Bürger nichts zu feiern gibt. Am 24. November 2023 berichtete der Anzeiger für Harlingerland so darüber:

“Ein Stück von der Energietorte
GRÜNDUNG – „Gesellschaft für Energie“ in der Samtgemeinde
ESENS. (ah)
Vertreter der Samtgemeinde und der Mitgliedsgemeinden haben sich am Mittwoch zu einer feierlichen Beurkundung getroffen.“ Zitiert darin wird der Esenser Samtgemeindedirektor und Hauptverwaltungsbeamte Harald Hinrichs (parteilos): Ziel der Gesellschaft ist es, sich bei eventuellen künftigen Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien finanziell zu beteiligen. Damit soll erreicht werden, dass ein möglichst großer Teil der Wertschöpfung in unserer Samtgemeinde verbleibt.“ […]

Derselbe Harald Hinrichs trat vor Jahren sein Amt als Kritiker des massiven Ausbaus der Windenergie im Samtgemeindegebiet an und initiierte eine Bürgerbefragung für oder gegen weitere Windkraftanlagen in der Gemeinde. Anlass waren die vielen Klagen betroffener Anlieger über die Geräuschentwicklung der Anlage in der Nähe der Wohnbebauung, die auch zu Schlafstörungen und gesundheitlichen Problemen führte. Mit deutlicher Mehrheit lehnten die Befragten damals weitere Anlagen ab. Jetzt heißt es bei Harald Hinrichs: „bei eventuellen künftigen Projekten“. Dafür wird bereits hinter verschlossenen Türen geplant: neue Windkraftanlagen in Dunum, Fulkum und Stedesdorf. Die durchideologisierte (noch) Ampelregierung machte dieses mit einschneidenden Gesetzesänderungen zum Nachteil der Anwohner und Natur und Landschaft möglich, Windenergie soll angeblich Einfluss auf das Wetter und in der Folge auf das Klima haben, obwohl nur das Klima auf den Betreiberkonten verbessert wird. „Es geht um richtig, richtig viel Geld“, wie es die Esenser Bürgermeisterin Karin Emken (SPD und MdL) im Anzeiger für Harlingerland am 13. Januar 2023 womöglich unbedacht äußerte.

Mein offener Brief an den Samtgemeindedirektor wurde nicht beantwortet. Mitglieder der neuen „Energiegesellschaft“ sind keinesfalls Fachleute aus der Energiewirtschaft, sondern, mit Verlaub, die „üblichen Verdächtigen“, die schon in der Vergangenheit einiges in der Samtgemeinde an die Wand gefahren haben. Erinnert sei an den illegalen Bau der Umgehungsstraße in Bensersiel in einem europäische Vogelschutzgebiet, kosten ca. 13 Millionen Euro (incl. der Entschädigung und Ruhigstellung für den Landeigentümer, der ursprünglich erfolgreich gegen den B-Plan geklagt hatte und dafür die letzte Klage zurückzog), moniert auch vom  für den Bund der Steuerzahler („der längste Schwarzbau Deutschlands“) und trotz Urteils des Bundesverwaltungsgerichts für den Verkehr freigegeben! Dann das Drama um die Kostenexplosion für die Bensersieler Nordseetherme – und nicht zuletzt die Entstehung des Windparks Utgast/Gem. Holtgast, der mit einer beträchtlichen Zahlung des damaligen Herstellers Tacke an die Gemeinde realisiert wurde; „Korruption“, wie Kritiker sagen. Alles offenbar normal in dieser Samtgemeinde, nur von Amtshaftung oder funktionierender Kommunalaufsicht spricht kaum jemand. Das habe die Qualität einer Bananenrepublik bereits auf kommunaler Ebene, wie nicht wenige Beobachter dieser Klüngelwirtschaft monieren. Das nun gesetzlich geforderte Soll an Windkraftanlagen ist zudem mit mehr als 4 Prozent der Fläche in der Samtgemeinde bereits deutlich übererfüllt, dennoch wird weiter geplant, für wen?

Die Lokalzeitung Anzeiger für Harlingerland war auch schon mal kritischer, nach der Übernahme durch die Nordwest Zeitung sinkt die Auflage weiter; kein Wunder, höre ich doch von meinen Nachbarn, dass man die Zeitung nur noch wegen der Todesanzeigen lesen könne, da stimme alles. Die Redaktionsmitglieder sollten sich mal in ihr eigenes Archiv begeben und das wieder hervorholen, was heute von den windigen Esenser Wendehälsen in Verwaltung und Politik beharrlich ignoriert wird:

Aus dem Archiv, 2015 (!):

Anzeiger für Harlingerland, Wittmund/NDS, S 1 und S. 6, 23. Juli 2015

Deutliche Mehrheit gegen Windparkverdichtung

POLITIK Endgültige Entscheidung der Samtgemeinde Esens vorerst vertagt

ESENS/HÄ – Nicht nur in den Nachbargemeinden, auch in der Samtgemeinde Esens wächst der Widerstand gegen weitere Windkraftanlagen. Doch hier sind es nicht nur die Bürger, die sich zunehmend von Windparks umzingelt oder im Zuge des Repowerings von inzwischen bis zu 200 Meter hohen Anlagen „erschlagen“ fühlen. Auch in den Reihen des Samtgemeinderates und der Verwaltung stößt der weitere Ausbau zunehmend auf Ablehnung. […] Nach ausführlicher Diskussion sprach sich der Fachausschuss bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung gegen eine Verdichtung und damit für eine Beschränkung von Windenergieanlagen aus. „An dieser Haltung hat sich auch in der gestrigen Samtgemeindeausschusssitzung nichts geändert“, erklärt Harald Hinrichs. Seite 6

Seite 6:

Gegenwind gegen Windparkverdichtung

POLITIK Entscheidung steht noch aus – Gespräch mit den Räten aller Mitgliedsgemeinden geplant

Entschieden ist noch nichts. Die Mehrheit im Rat der Samtgemeinde möchte die Windenergienutzung jedoch auf den Status quo beschränken.

VON KLAUS HÄNDEL ESENS – Die Pläne der Betreiber und der Gemeinde, den Bürgerwindpark Stedesdorf auf der bestehenden Windparkfläche um fünf Windenergieanlagen zu verdichten, stoßen in Politik und Verwaltung der Samtgemeinde auf Widerstand. Genug sei genug. Mit diesen Worten hatte Samtgemeindebürgermeister Harald Hinrichs schon während seines Wahlkampfes zur Wahl als Samtgemeindebürgermeister seine persönliche Haltung deutlich gemacht. […]

Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, NDS, S. 6, 25. Juli 2015

Keine weiteren Windräder

POLITIK SPD Nord lehnt Ausbau ab Die Grenze der Belastung sei längst erreicht. Die Bürger müssten geschützt werden.

ESENS/HÄ/AH – Der Vorstand der SPD Esens-Nord ist einstimmig gegen weitere Windkraftanlagen. „Das gilt sowohl für den jetzt aktuellen Bereich in Stedesdorf, als aber auch für Holtgast“, erklärt Vorsitzender Fokko Saathoff nach der jüngsten Sitzung. „Die Grenzen der Belastung sind längst erreicht, die Bürger müssen geschützt werden“, betont Saathoff. […] Im Bauausschuss habe die Mehrheitsgruppe SPD / Grüne / Bürgerwille gegen eine Verdichtung votiert. Auch in Holtgast wolle man die Bürger ernstnehmen, so Saathoff.

Das erwähnte Ratsmitglied Fokko Saathoff (SPD) geht heute noch im Rat um und ist nun Mitbegründer der „Energiegesellschaft“, ebenso der Holtgaster Bürgermeister Gerhard Frerichs, der 1994 den bemerkenswerten Vertrag mit dem damaligen Windanlagenhersteller Tacke unterzeichnte, hier nachzulesen: sechsstelliges Bares, damit der Holtgaster Rat den Bau des Riesenwindparks Utgast beschließt. Diese offensichtliche finanzielle Einflussnahme auf eine Ratsentscheidung wurde damals nach einer Strafanzeige in eine „Schenkung“ umgewandelt, nach Einflussnahme des damaligen Oberkreisdirektors. Geht auch so Bananenrepublik?

Aktuell geht es wieder ums Geld, nicht um „Klima“ oder andere politische Nebeltöpfe. Das Erstaunliche ist auch, dass diese Politiker immer wieder gewählt wurden, das Gedächtnis der Wählerschaft muss sehr kurz sein…

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