In Friedeburg im Landkreis Wittmund/Niedersachsen kocht der Bürgerprotest. Der Gemeinderat befasst sich derzeit mit einer Potenzialstudie, die auch riesige Windkraftanlagen im Knyphauser Wald, einem Naherholungsgebiet in der Gemeinde, vorsieht: Wegen „Klima“, so der Friedeburger Bürgermeister Helfried Götz, in Wirklichkeit geht´s um Geld in der Gemeindekasse, mit vielleicht bis zu 30 Anlagen im Wald.
Götz war auch der Mitinitiator der Europameisterschaften der Friesensportler im Mai 2024 in Neuharlingersiel, zur Brutzeit in einem EU-Vogelschutzgebiet.
Der ca. 730 Hektar große Knyphauser Wald ist in Privatbesitz und gehört seit 1868 zum Besitz der gräflichen Familie zu Inn-und Knyphausen in Lütetsburg/LK Aurich. Die Fläche wurde im 19. Jahrhundert auf moorigem Untergrund aufgeforstet.
In einer Bürgerversammlung hatten die Friedeburger Gemeindeverwaltung und das beauftragte Ingenieurbüro Thalen Consult im August öffentlich die Ausbaupläne zur Windenergie in der Gemeinde vorgestellt. Der Vortragende des Planungsbüros erläuterte auf Nachfrage aus dem Publikum, dass die Rede von möglichen 20 bis 30 Windrädern sei, bis zu 200 Meter hoch, im Abstand von 800 Metern zu Einzelhäusern und 1000 Metern zu Siedlungen.
„Wir müssen nicht, wir wollen“
Bürgermeister Götz erklärte laut Lokalzeitungsbericht (Anzeiger für Harlingerland in Wittmund) vom 23. August 2024: „´Wir müssen nicht, wir wollen´ für erneuerbare Energien sorgen. Als Beweggründe für weitere Windkraftanlagen führte er den Klimawandel, den Umbau der Energieversorgung und den Einfluss des Krieges in Europa auf die Energieversorgung an. Einnahmen könnten aber auch die wirtschaftliche Lage der Kommune verbessern, erklärte Hans-Hermann Lohfeld (SPD).“ Wer solch´ skrupellos-dümmlich argumentierende Kommunalpolitiker hat, braucht keine Feinde mehr. Wie sagte doch der Journalist und Publizist Horst Stern schon den Siebzigern zu dieser Geisteshaltung: „Sie kennen den Preis von allem – aber den Wert von nichts.“ Im Friedeburger Rat gibt es Politiker, die tatsächlich glauben, mit nur wetterabhängig funktionierenden Windkraftanlagen Einfluss auf das Klimageschehen nehmen zu können – oder die bedarfsgerechte Stromversorgung damit sicherzustellen; die jahrelange Klima-Gehirnwäsche in den Medien hat bis hinein in die Räte gewirkt.
Hat der Russe schuld?
„Die Energieversorgung Europas“ wurde durch den feindseligen Akt der Sprengung der Nordstream-Pipeline in der Ostsee am 26. September 2022 empfindlich beeinträchtigt, sieben Monate nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Deutschland boykottiert seitdem den von Russland angebotenen russischen Gasexport über den verbliebenen intakten Pipeline-Strang. Hat also der Russe schuld an den Windparkplanungen im Knyphauser Wald?
Trittbrettfahrer BUND?
Auf den Zug des Bürgerprotestes sprang nach mehreren Wochen auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Regionalgruppe Ostfriesland, als Trittbrettfahrer auf (Anzeiger für Harlingerland, Wittmund, 13. Sept. 2023). Die BUND-Untergliederung in Ostfriesland sieht sehr wohl die Gefahren der Windkraft im Wald. Die Negativpunkte der Windenergienutzung im Wald vom Artenschutz bis zur Waldbrandgefahr werden schlüssig beschrieben. Auch der BUND als klagebefugter Naturschutzverband bemüht den „Klimaschutz“.
Hier blieb der BUND stumm
Als z.B. der Windpark Utgast/LK Wittmund direkt am EU-Vogelschutzgebiet V63 (Ostfriesische Seemarschen von Norden bis Esens) mit über 40 Anlagen ohne die Erhebung der vorgeschriebenen Fledermaus- und Vogeldaten repowert wurde, blieb der BUND stumm. Auch zum aktuell geplanten Repowering mit über 200 Meter hohen Anlagen in Dornumergrode/LK Aurich direkt am Nationalpark Wattenmeer hört man nichts vom BUND.
Das Geschäftsmodell: Klageverzicht gegen Bares
Seit 2010 wurde der Near-Shore-Windpark Nordergründe bei Wangerooge geplant, nur 570 Meter vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und „Weltnaturerbe“ entfernt. Eine bereits eingereichte Klage gegen den Windparkstandort zog der BUND zurück und erhielt dafür vom Land Niedersachsen 830.000 Euro für eine BUND-Stiftung, abgezweigt von den vorgesehenen Kompensationsmitteln, die der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen erhalten sollte.
In der Folge verließen nicht wenige BUND-Mitglieder den Verband, u.a. der inzwischen verstorbene Komponist, Dirigent und BUND-Mitbegründer Enoch zu Guttenberg.
Innige Verflechtungen: BUND und Bundesverband Windenergie (BWE)
Der BUND will erklärtermaßen die „Erneuerbaren Energien entfesseln“. Der Bundesverband Windenergie (BWE) ist innig mit dem BUND verflochten, der BUND erbt bei Auflösung des BWE dessen Vereinsvermögen, aus der Satzung (Satzung_2022): „§ 12 Auflösung des Vereins
Bei Auflösung des Vereins oder bei Wegfall seines bisherigen Zwecks geht das Restvermögen an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), der es unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige Zwecke im Sinn des § 2 dieser Satzung zu verwenden hat.“
Nachtrag 14. Sept. 2024, Fundstück aus 2011:
telepolis, 23. Juni 2011
„Naturschützer für Windkraft“
23. Juni 2011:
[…] BUND und BWE wollen künftig beim weiteren Ausbau der Windenergie eng zusammen arbeiten. Eine im Auftrag des BWE erarbeitete Studie zum Potenzial der Windkraft hatte kürzlich ergeben, dass diese auf nur zwei Prozent der Landesfläche 65 Prozent zur deutschen Stromversorgung beitragen könne. […] Der BUND könne sich inzwischen auch Windkraftanlagen in einigen Wäldern vorstellen und fordert, dass auch in den südlichen Bundesländern endlich Vorrangsflächen für die Windenergienutzung ausgewiesen werden.
Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wattenrat Ostfriesland