Raserei auf See: Havarie der „Polarstern“ vor Langeoog, viele Verletzte

Mit einem richtigen Schiff hat so ein Ding nur eins gemeinsam: es schwimmt, kann aber nur bis 2,50 m Wellenhöhe sicher eingesetzt werden, für die unberechenbare Nordsee also wenig geeignet.

„Polarstern“ auf der Ems

Der Hochgeschwindigkeitskatamaran „Polarstern“ der Reederei „AG Ems“ in Emden ist ein Graus für Sportbootfahrer: Mit ca. 40 Knoten, das entspricht 70 Stundenkilometer, kann dieses Doppelrumpfboot über See rasen. Dabei erzeugt es einen gewaltigen Schwell mit seinen vier Turbinen, die zusammen 10.000 PS leisten; da können kleine Boote in der Nähe ganz schön aus dem Gleichgewicht kommen. Die Antriebsturbinen saugen gewaltige Wassermengen an, die mit enormen Druck wieder ausgestoßen werden und den Katamaran antreiben, da ist nichts mit einem gemächlich rotierenden Schiffspropeller. Auch Meeressäuger oder flugunfähige mausernde Vögel können so einem Monstrum nur schwer ausweichen, das Problem ist bekannnt, genaue Opferzahlen gibt es nicht.

Nun hat der Geschwindigkeitswahn auf See mindestens drei schwerverletzte Passagiere gefordert. Gestern havarierte die „Polarstern“ ca. 30 Kilometer vor der Insel Langeoog. Hohe Wellen hatten an Steuerbord einen Teil der Reling abgerissen und durch ein Panoramafenster geschleudert, Teile der Deckenverkleidung lösten sich durch das harte Aufschlagen des Katamarans auf das Wasser, der Bootskörper riss am Bug ein; 26 Passagiere wurden verletzt, drei von ihnen schwer, einer ist in kritischem Zustand. Der beschädigte Katamaran lief in Borkum ein, wo schon die Rettungskräfte warteten.  Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung mit Sitz in Hamburg  monierte die zu späte Meldung des Unfalls laut „Die Welt-online“: „Allerdings wurden wir, was sehr ungewöhnlich ist, viel zu spät informiert“, sagte deren stellvertretender Leiter Jürgen Albers. „Wir bekamen die Informationen erst am Dienstag um acht Uhr.“

Wie heißt es so schön in der Internetwerbung für die „Polarstern“: “ Nehmen Sie Platz und erleben Sie Geschwindigkeit pur. High-Tech-Katamaran ´Polarstern´ wird von vier Turbinen angetrieben. 10.000 PS beschleunigen Sie mühelos auf 70 km/h, ca. 40 kn. Mit einer Höchstgeschwindigkeit bis zu 70 km/h (ca. 40 kn) gleitet der durch vier Wasserjets angetriebene Katamaran nahezu geräuschlos und vibrationsarm über die Wellen.“

Danke, nein, ich bevorzuge auf See richtige Schiffe, keine gefährlichen Rennmonster für den Reisequickie.  Ausflugsfahrten sollten auch etwas mit Muße zu tun haben.

Dieser Beitrag wurde unter Vermischtes abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Raserei auf See: Havarie der „Polarstern“ vor Langeoog, viele Verletzte

  1. Onno sagt:

    Um mit den Schnellfähren „Geschwindigkeit pur“ zu erleben, werden von diesen unvorstellbare Mengen Seewasser verwurstet, wobei die Meeresfauna „geräuschlos und vibrationsarm“ stirbt. Mal abgesehen vom Energiefraß dieser Spaßmobile gehören Katamarane nicht in die Nordsee. Bauartbedingt knallt und hämmert es nur noch bei entsprechendem Wetter, was auch für große Schnellfähren gilt. Siehe die von der Nordsee angefressene HSS STENA DISCOVERY.

    Siehe dazu auch:
    Borkumer Zeitung: Mich kriegt keiner mehr auf ein Schiff
    Welt Online: Zeugen berichten von Panik auf Katamaran
    Osnabrücker Zeitung: Katamaran-Unfall: Krankenschwester aus dem Emsland leistete Erste Hilfe an Bord der „Polarstern“

Kommentare sind geschlossen.