Gerfalke am Dollart, von „Twitchern“ hart bedrängt

„Twitcher“ nennt man Vogelgucker, deren Bestreben es ist, möglichst viele seltene Vogelarten als „gesehen“ abzuhaken. Dafür fahren sie hunderte von Kilometern, um eine seltene Art zu sehen, und richten dabei auch Schaden an. 2002 fuhren deutsche und niederländische Vogelgucker einer Schneeeule hinterher, die sich in die Nähe von Maastrich verirrt hatte. Beim Versuch, das arktische Tier vor die Linse zu bekommen, floh die Eule und wurde von einem Lastwagen gestreift, von ihrem weiteren Schicksal ist mir nichts bekannt. Mehr Glück hatte bisher ein Gerfalke (Falco rusticolus), der sich seit Anfang November im südlichen Bereich des Dollarts an der Ems herumtreibt und es sich dort gutgehen lässt.

Gerfalke am Dollart, 2008, Foto: Eilert Voß

Der niederländische Tierfotograf Rein Hofman fotografierte den für hiesige Gefilde sehr seltenen Großfalken und veröffentlichte die Bilder mit Ortsangaben im Internet, die hier veröffentlichten Bilder stellte mir Eilert Voß zur Verfügung.

Daraufhin kamen die Ornis in Scharen, um ihn vor das Fernglas, das Spektiv oder die Kameralinse zubekommen. Wer den genauen Ort nicht wusste, musste nur die Straßen am südlichen Dollartbereich abfahren und auf die zahlreichen aufgepflanzten Fernrohre auf den Deichen achten: hinter den Spektiven in Reihe die Vogelgucker, vor den Spektiven der Gerfalke. An sich ist das für den Vogel dann harmlos, wenn man auf Distanz bleibt und die Optik nutzt. Kritischer wird es, wenn man versucht, im Jagdeifer dem Vogel für „Nahschüsse“ hinterher zu laufen und ihn vertreibt oder gar in Hindernisse wie Drähte, oder wie im Fall der Schneeule, vor Fahrzeuge treibt. Ein Vogeltourist aus Nordrhein-Westfalen musste dann auch möglichst nahe an das Tier herankommen und vertrieb nicht nur den Falken, sondern auch einen Eisvogel, der im Graben saß.

Gerfalke am Dollart, Foto: Eilert Voß

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