Facebookeintrag vom 29. April 2023: „Rezertifizierung Nordseeheilbad Bensersiel durch Tourismus-Minister @olaf.lies Wir sind stolz ohne Beanstandung das Zertifikat wieder verliehen bekommen zu haben. Das Nordseeheilbad Bensersiel gehört damit weiterhin zu den hoch prädikatisierten Destinationen Niedersachsens.“ schreibt Karin Emken (SPD) aus Esens.
Sie ist seit 2006 Mitglied des Rates der Stadt Esens, seit 2015 Bürgermeisterin, seit 2006 Mitglied des Rates der Samtgemeinde Esens, stellvertretende Samtgemeindebürgermeisterin, Mitglied des Kreistages des Landkreises Wittmund, Kreistagsvorsitzende, Vorsitzende des SPD-Kreisverbands Wittmund und Mitglied des Niedersächsischen Landtages, tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion und Mitglied im Unterausschuss Tourismus im Niedersächsischen Landtag.
Zunächst die Frage: Wie schafft man eine qualifizierte politische Gremienarbeit mit dieser Ämterhäufung? Oder marschiert hier nur ein strammer Parteisoldat nach der Melodie der SPD?
Das ist Bensersiel (Stadt Esens) im Landkreis Wittmund, der „Sehnsuchtsort“ für viele Touristen aus den Ballungsgebieten vor allem aus Nordrhein-Westfalen (von den Einheimischen auch „Nordrhein-Vandalen“ genannt), umstellt von Windkraftanlagen, mit einem künstlich aufgespülten Strand, der noch in den 1960ern eine Salzwiese (Heller) war (und in den topografischen Karten immer noch als solcher eingetragen ist) und einem riesigen Campingplatz vor dem Deich in einem Flora-Fauna-Habitatgebiet, und Nationalpark, ohne vorgeschriebene gesetzliche Verträglichkeitsprüfung baulich erweitert, Übernachtungszahlen ca. 700.00, rückläufig. Der Sehnsuchtsort Bensersiel mit seinem Bad „Nordseetherme“, 2012 bis 2013 aufwendig saniert, die Kosten gerieten in mehrfacher Millionenhöhe außer Kontrolle. Und dann war da noch der „Buswendeplatz“, für den in den Neunzigern mal klammheimlich ein Stück des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer abgezwackt und dann zu einem Parkplatz umfunktioniert wurde, mit EU-Mitteln, unter tätiger Mitwirkung eines damaligen ostfriesischen SPD-Landtagsabgeordneten.
Der Sehnsuchtsort Bensersiel, mit einer illegal gebauten Umgehungsstraße in einem EU-Vogelschutzgebiet versehen, so das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig (BVerwG 4 CN 3.13 – Urteil vom 27. März 2014), mehrfach gerügt vom Bund der Steuerzahler.
Nachdem der erfolgreiche Kläger und Grundeigentümer der Straßenfläche für mehr als 4 Millionen Euro entschädigt worden war, wurde der Schwarzbau 2021 für den öffentlichen Verkehr dennoch übergeben, diesmal unter tätiger Mithilfe der Esenser Bürgermeisterin Karin Emken, die seit 2022 auch Landtagsabgeordnete ist. Baukosten der Straße einschließlich Anwaltsgebühren und Eigentümerentschädigung ca. 13 Millionen Euro; Kommunalaufsicht (der Wittmunder Landrat ist ebenfalls Genosse) und Amtshaftung der verantwortlichen Ratsmitglieder und der Verwaltung: keine.
Der nun kurze Landtagsdraht von Karin Emken in die Landespolitik und zum Wirtschaftsminister Olaf Lies (ebenfalls SPD) hat sich doch schon gelohnt für Bensersiel, mit dem verschwurbelten Rezertifizierungs-Papier der „hoch prädikatisierten Destinationen Niedersachsens“. Man feiert sich also wieder einmal selbst, egal welche ausgesessenen Skandale in Esens-Bensersiel einmal waren.
Daher die Zweite Frage: Geht es vielleicht noch eine Nummer kleiner und bescheidener, ohne sozialdemokratische Selbstbeweihräucherung und billig-peinliche Selbst-„Prädikatisierung“?
(Dieser Beitrag erschien auch im Weblog www.wattenrat.de.)
18 Mütter & Väter zum fb-Fototermin: Der Berg gebiert eine Maus
Nun ja, wer sich eine mutmaßliche Tiny-House-Siedlung B’siel (https://exit-esens.de/tiny-houses-bensersiel/) so gedanken-, scham- und widerspruchslos von einem so umstrittenen Schachtelkonsortium wie NuRoKa verabreichen läßt, der imponiert auch seines- u. ihresgleichen mit aufgepumptem Schwurbelsprech jener „hoch prädikatisierten Destinationen“.
Diese BWL-Party-Power-Termini bedeuten ja nix weiter, als daß die Genossen, die gestern gerne noch o.b. Schrott goutierten, sich heute gegenseitig die Gewinn-Urkunde aus einem selbstorganisierten Preisausschreiben verliehen haben.
Hoffen für B’siels Entwicklung läßt übrigens, daß der „Vorhabenträger“ NuRoKa das Projekt Tiny-Houses-B’siel komplett aus seinem Portfolio entfernt hat, es potenziellen Anlegern und Investoren auch nicht mehr anbietet und deren schriftliche Anfragen unbeantwortet läßt. Bei Esens‘ Fachverwaltung und -Politik gibt’s auf Nachfrage dazu keine Erkenntnisse.
Dies verspricht vielleicht für die Destination eine noch höhere Prädikatisierung, gewissermaßen die prädikatisierteste Destination der ostfriesischen Küste zu werden …