Update 24. April 2024: verschwundenes Seeadlerpaar aus Dornum/LK Aurich/NDS:
Einer der Seeadler ist nun doch nicht an der nestnahen Windkraftanlage in der Gemeinde Dornum, sondern im Nachbar-Windpark Utgast, Gemeinde Holtgast im Landkreis Wittmund, ca. 2.800 m vom Neststandort entfernt, verunglückt und wurde tot aufgefunden. Der Sender wurde durch den Rotorschlag zerstört und vom Tragegeschirr abgeschlagen, was die Nachsuche erschwert hatte. Dieser verunglückte Seeadler ist Nr. 10 der tot aufgefundene Seeadler aus Niedersachsen, insgesamt sind seit dem Erfassungsbeginn der Totfunde 283 Seeadler tot an Windkraftanlagen aufgefunden worden. Es sind immer Zufallsfunde, die Dunkelziffer ist vermutlich höher. Eine Liste aller gefundenen Vogelarten und Fledermäuse, die in Deutschland an Windkraftanlagen umgekommen sind, wird von der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt Brandenburg seit 2002 geführt.
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In der Gemeinde Dornum im Landkreis Aurich hatte sich ein Seeadlerpaar in einem kleinen Feldgehölz angesiedelt und ein Nest gebaut. Der Brutplatz liegt in unmittelbarer Nähe eines Windparks, der von der Gemeinde Dornum betrieben wird. Dem Vernehmen nach sollten dort weitere Anlagen von den „Wirtschaftsbetrieben Gemeinde Dornum GmbH“ errichtet werden. Laut Ratsbeschluss der Gemeinde Dornum vom 11. April und unter dem Beifall von ca. 70 Zuhörern wird der Windpark jedoch nicht erweitert!]
Bis vor ca. zwei Wochen wurde das Adlerpaar dort noch beobachtet. Nach Angaben der „Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen“ wurde einer dieser Seeadler vor fünf Jahren in den Niederlanden beringt und mit einem Sender versehen. Der Vogel konnte dadurch bis in die Gemeinde Dornum geortet werden. Inzwischen ist der Sender ausgefallen und kann nicht mehr geortet werden, sodass vom Tod des Seeadlers ausgegangen werden muss. Der Kadaver mit dem Sender wurde trotz Nachsuche bisher nicht gefunden. Möglicherweise ist der Vogel mit einer Windkraftanlage kollidiert und kam so zu Tode. Der zweite Seeadler konnte ebenfalls nicht mehr beobachtet werden. Der Nistplatz wurde aufgegeben.
Geschäftsführer des Windparks „Wirtschaftsbetriebe Gemeinde Dornum GmbH“ ist Thomas Erdmann, der auch der Kämmerer (!) der Gemeinde Dornum ist.
Der Windpark wurde unter Missachtung des damaligen Inhalts des Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetzes in Betrieb genommen, da Kommunen zu dem Zeitpunkt noch keine Energieerzeugung und den Verkauf von Elektrizität betreiben durften. Das Gesetz wurde auf Druck der Windenergiewirtschaft und Kommunen durch Boris Pistorius (SPD), damals noch niedersächsischer Innenminister, im Sinne der Kommunen „modernisiert“ und geändert; was nicht passte, wurde so passend gemacht.
In der Vergangenheit wurden nachweislich vor Windkraftplanungen in Eignungsgebieten Störche oder Greifvögel getötet, vertrieben oder Nistbäume gefällt.
Nicht nur Greifvögel
Es sterben aber nicht nur Greifvögel an den Rotoren oder Masten. Die Zahl der Schlagopfer an Windkraftanlagen wird sich durch den aktuell politisch gewollten beschleunigten Ausbau der Windenergie mit der Reduzierung der Abstände weiter erhöhen. Die Ampel-Regierung hat zudem entgegen des Fachvotums der Länder-Arbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten die Anzahl der zu beachtenden Vogelarten auf nur 15 reduziert (Eckpunkte-Papier vom April 2022), um die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.
Das Landesamt für Umwelt Brandenburg hat eine Vogel-Liste von Windkraftopfern veröffentlich, die Liste wird ständig aktualisiert. Demnach sind seit Beginn der systematischen Erfassung (2002) in Deutschland allein 269 (Stand 2023) Seeadler an Windkraftanlagen verunglückt.
Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Vögel und Fledermäuse
(Dieser Beitrag erschien zuerst am 10. April 2024 bei www.wattenrat.de)