Zur Zeit ziehen wieder tausende arktische Gänse aus Nordeuropa und Sibirien durch Ostfriesland Richtung Westen. Seit zwei Tagen macht ein gemischter Trupp von ca. 500 Tieren Station im Holtgaster Hammrich, auf einem abgeernteten Maisacker. Deutlich sind Nonnen-, Bläss- und Graugänse optisch und an den verschiedenen Rufen zu erkennen. Ungefährlich ist es für die Gänse hier nicht, sie werden auch in Ostfriesland stark bejagt, ohne dass sich die Zugvogeljäger immer an die Regeln halten.
Nicht selten werden Gänse bei schlechten Sichtbedingungen wie Dunkelheit, Nebel oder Schneetreiben bejagt, auch in Vogelschutzgebieten, die extra von der Europäischen Union für diese Vögel eingerichtet wurden. Die Jagd in Schutzgebieten ist sogar (noch) legal, die Jagd bei schlechten Sichtbedingungen ist nach der Bundejagdzeitenverordnung aber verboten. Spaziergänger dürfen diese Schutzgebiete nicht betreten, aber Gänsejäger dürfen hier töten. Gar nicht so selten werden auch nicht jagdbare Vögel getroffen und verletzt, weiträumig verscheucht oder auf viel zu große Entfernung bejagt. Bis zu 50 Prozent der Gänse und Enten sind Schrotträger, die nur angebleit, aber nicht getötet wurden. An das Bleischrotverbot an Gewässern halten sich viele Jäger nicht; sie sind gesetzlich verpflichtet, dort Eisenschrot zu verwenden, das aber bei alten Flinten die Läufe beschädigt.
Schaden für die Landwirte entstehen durch die Holtgaster Rastgänse nicht. Sie ließen sich auf einem Maisacker nieder, der schon abgeerntet war, und suchten dort die Reste. Dafür düngen sie mit ihrem Kot, der nicht annähernd die enormen Güllemengen der Bauern erreicht, kostenlos den Acker.