Botulismus in Holtgast?

Rinder in Holtgast: Das Bild steht in keinem  Zusammmenhang mit dem Botulismus-Bericht.

In der Gemeinde Holtgast soll vor ca. zwei Jahren ein landwirtschaftlicher Milchviehbetrieb aufgegeben worden sein. Ganz hartnäckig halten sich Gerüchte im Ort, dass in diesem Betrieb Botulismus, also eine Vergiftung,  festgestellt worden sei. Bei konkreter Nachfrage stößt man aber auf eine Mauer des Schweigens. Wie dem auch sei:

Die Vergiftung von Rinderbeständen durch die industrialisierte Landwirschaft ist ein ständig wachsendes weltweites Problem geworden. Die Folgen für die betroffenen Betriebe können verheerend sein, bis zur Existenzvernichtung.

Das Bakterium Clostridium botulinum wächst wie alle Clostridien nur unter Luftabschluss, also anaerob. Es vermehrt sich rasch in Tierkadavern, selten auch in eiweißhaltigem Pflanzenmaterial. Gelangen z. B. in Heu oder Silage ausgemähte Tierkadaver in die Futtermitttel, können diese mit Botulinumtoxinen kontaminiert werden. Auch Gärsubstrate oder Gärreste aus Biogasanlagen, in denen Tierreste verarbeitet wurden, können das Bakterium enthalten. Wird das Futter von den Rindern gefressen, erkranken die Tiere. Die Symptome sind Abmagerung, Lähmungen, Benommenheit, Koordinationsschwierigkeiten und Festliegen bis zum Verenden. Die Krankheit tritt in verschiedenen Formen (chronischer und viszeraler Botulismus) auf . Die Botulismuserkrankung bei Tieren ist nicht meldepflichtig. Wenn die Erkrankung jedoch Menschen befällt, z.B. Landwirte oder Tierärzte durch den engen Umgang mit dem Futter und den Tieren, schon.

Die Sporen von Clostridium botulinum sind austrocknungsresistent und können bei trockenem, windigen Wetter mit Erdverwehungen verbreitet werden. Die Futtergewinnung oder die weitere Beweidung der belasteten Flächen birgt ein Gesundheitsrisiko für die Tiere.

Die Landwirtschaftskammern und Veterinärämter sind nicht sehr auskunftsfreudig; man kann den Eindruck gewinnen, dass das Thema Botulismus ganz klein und von der Öffentlichkeit ferngehalten werden soll. So konnte oder wollte  das Kreisveterinäramt in Wittmund auf Nachfrage ein Botulismusproblem in Holtgast nicht bestätigen. „Probleme mit der Betriebsführung“ wurden  als Grund der Betriebsschließung angeführt.

Links:

Abschlusssymposium: Studie zum chronischen Botulismus August 2104

Chronischer Botulismus  Botulinumtoxikosen bei Mensch und Tier – Chronischer Botulismus in Milchviehherden? Was ist dran? Summary der Tagung vom 30. September bis 1. Oktober 2010

Bundesinstitut für Risikobewertung: „Chronischer“ Botulismus- aktueller Stand der Wissenschaft

Zum Problem des chronischen Botulismus in Milchviebeständen

Wikipedia: Botulismus

Dieser Beitrag wurde unter Landwirtschaft abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.