Sie haben es gewagt und getan: Dreitausend Graugänse wurden auf der Insel Texel, die gerne von Vogelbeobachtern wegen ihres Artenreichtums besucht wird, während der Mauser zusammengetrieben und wie lästiges Ungeziefer umgebracht. Insgesamt sollen in diesem Jahr 6.000 Grau-, Bläss- und Nonnengänse (nicht „Brandgänse“, wie fälschlich berichtet wird) auf Anordnung der Provinzregierung Noord-Holland getötet werden. Hier zeigt die industrialisierte Landwirtschaft im Verbund mit der gnadenlosen Nutzungspolitik ihre hässliche Fratze: Nicht nur Wiesenvögel werden still und leise europaweit durch sehr frühe maschinelle Bodenbearbeitung an den Rand der Ausrottung gebracht, nun werden missliebige natürliche Weidegänger und Nahrungskonkurrenten offen und brutal umgebracht. Das ist eine neue Qualität der Artenvernichtung. Warten wir es ab, ob dies in Deutschland von der Landwirtschaft und Politik als Handlungsaufforderung gesehen wird, Hemmschwellen fallen schnell. Texel fällt für mich als Urlaubsort in Zukunft aus, weil man dort im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht.
Pressemitteilung des Komitees gegen den Vogelmord vom 18. Juni 2008Texel: 3.000 Wildgänse vergast
Haarlem/ Bonn. Auf der niederländischen Nordseeinsel Texel haben Behörden in den letzten Tagen Tausende Wildgänse von einer Firma mit Netzen einfangen und anschließend mit Kohlendioxid vergasen lassen. Naturschützer haben das Treiben vor Ort dokumentiert und sprechen von einem beispiellosen Tierschutz-Skandal. Wie Beobachter des Bonner Komitee gegen den Vogelmord und der Vereinigung „Faunabescherming“ mitteilen, wurden in den letzten zwei Wochen von Mitarbeitern der Firma „Duke Faunabeheer“ bei 6 Fangaktionen etwa 3.000 Tiere zusammengetrieben, in LKWs verladen und an einen unbekannten Ort verfrachtet. In Deutschland sorgen indes Berichte für Wirbel, nach denen die auf Texel getöteten Gänse an eine deutsche Schlachterei weiterverkauft worden sind. Die Tageszeitung „Leeuwarder Courant“ berichtete in ihrer gestrigen Ausgabe, dass die toten Tiere nach Deutschland transportiert und dort u.a. zu Gänseleberpastete verarbeitet werden sollen.
Als Grund für die Tötungen im Wattenmeer führt die zuständige Provinz Noord-Holland sog. Fraßschäden an, die fressende Graugänse auf landwirtschaftlichen Kulturen angerichtet hätten. Im letzten Jahr sei dadurch auf Texel ein Schaden von rund 90.000 Euro entstanden. Um den betroffenen Bauern zu helfen, sollen nach Plänen der Provinzregierung in diesem Sommer insgesamt rund 6.000 Grau-, Bläss- und Brandgänse eingefangen und getötet werden. Die bislang letzte Tötungsaktion wurde am Samstagmittag in einem Vogelschutzgebiet nahe der Ortschaft Den Burg durchgeführt. Nach Angaben des Komitees sind dabei etwa 350 Tiere gefangen worden. „Ein derartig brutaler Eingriff, dazu noch in einem international bedeutendem Brutgebiet, ist ökologischer Unfug und aus Sicht des Tierschutzes schlicht eine Riesensauerei“, kritisiert Biologe Axel Hirschfeld vom Komitee gegen den Vogelmord die Aktion. Seiner Ansicht nach sind Alternativen wie Ablenkungsfütterungen oder eine finanzielle Entschädigung der Bauern von den Behörden nicht ausreichend geprüft worden.
Um weitere Fangaktionen zu verhindern, haben die Vogelschützer jetzt eine Beschwerde beim niederländischem Justizministzerium eingereicht. Grund: Das niederländische Jagdgesetz verbietet das Töten von Wild mittels Gas und Gänse gehören in Holland zum Jagdwild. Um den Druck auf die Behörden zusätzlich zu erhöhen, hat das Komitee eine Protestkampagne im Internet organisiert. Tierfreunde aus ganz Europa können sich unter www.komitee.de direkt beim Direktor der niederländischen Forstverwaltung über die Vorgänge auf Texel beschweren.
V.i.S.d.P. Komitee gegen den Vogelmord e.V., A. Heyd, Auf dem Dransdorfer Berg 98, D-53121 Bonn, Tel.: 0228/665521, Fax.: 0228/665280, Email: presse @ komitee.de
Zu der Protestmail des Komitees geht´s hier
Weitere Informationen – in niederländischer Sprache – und Fotos von den Tötungsaktionen finden Sie auf der Homepage unseres Partnerverbandes Faunabescherming .